TAR-Syndrom

Die Informationen auf dieser Seite stammen aus wissenschaftlichen Arbeiten und Veröffentlichungen, den Erfahrungen anderer Eltern und eigenen Recherchen.
Jeder Patient mit TAR-Syndrom ist anders – der Schweregrad und die Anzahl anderer verbundener Probleme können stark variieren.

Das TAR-Syndrom

Das Thrombozytopenie-absent Radius (TAR) -Syndrom ist eine seltene genetische Störung, die durch eine (zu) niedrige Anzahl von Blutplättchen („Thrombozyten“ -> Thrombozytopenie) gekennzeichnet ist, was zu Blutungen führen kann. Außerdem fehlt der Radiusknochen (die Speiche) im Unterarm oder ist stark unterentwickelt. Andere Merkmale des TAR-Syndroms können skelettale Anomalien an Händen, Armen und Beinen, Herzfehler und inneren Organen sein. Das TAR-Syndrom wird in der Regel im Rahmen pränataler Ultraschalluntersuchungen oder aber bei der Geburt anhand der charakteristischen anatomischen Merkmale festgestellt sowie durch einen Bluttest zur Feststellung der Blutplättchenanzahl.

Das Syndrom wird autosomal rezessiv vererbt, dies bedeutet, dass ein Kind zwei Kopien des mutierten Gens (eine von jedem Elternteil) erben muss, um das TAR-Syndrom zu entwickeln (d.h. es zu einer Genexpression kommt). Kinder von Eltern mit TAR-spezifischen Gen-Variationen haben daher ein 25%-Risiko, das TAR-Syndrom zu entwickeln und ein 50%-Risiko Anlageträger zu sein. Das TAR-Syndrom kann jedoch auch durch spontane Mutationen, d.h. ohne genetische Veranlagung durch die Eltern, auftreten. Die Behandlung kann Blutplättchentransfusionen zur Verhinderung von Blutungen (insbesondere in den ersten Jahren) und Operationen zur Korrektur skelettaler Anomalien umfassen.

Thrombozytopenie

Thrombozytopenie ist eine Erkrankung, die durch eine verringerte Anzahl von Blutplättchen im Blut gekennzeichnet ist. Blutplättchen sind kleine, farblose Zellfragmente, die der Blutgerinnung dienen und Blutungen verhindern. Wenn die Anzahl der Blutplättchen im Blut reduziert ist, können Blutungen und Blutergüsse leichter auftreten.

Die Behandlung der Thrombozytopenie hängt von der zugrunde liegenden Ursache und der Schwere der Erkrankung ab. In leichten Fällen ist zum Teil gar keine Behandlung erforderlich, in anderen Fällen kommt eine medikamentöse Behandlung zur Steigerung der Blutplättchenproduktion oder zur Verhinderung der Zerstörung von Blutplättchen in Frage. In schweren Fällen sind Blutplättchentransfusionen notwendig. Bei Kindern mit TAR-Syndrom verbessert sich die Thrombozytopenie oft im Laufe der Jahre. Jedes Kind mit TAR-Syndrom ist unterschiedlich, und der Grad der Thrombozytopenie variiert.

Bei niedrigen Blutplättchenwertenwerten bei der Geburt kann auch eine transitorische Thrombozytopenie vorliegen: eine vorübergehende und in der Regel geringfügige Abnahme der Anzahl von Blutplättchen im Blut von Neugeborenen kurz nach der Geburt.

Fehlender Radius (Radiusaplasie)

Eine Radiusaplasie, auch als radiale Dysplasie, radiale longitudinale Defizienz oder – wenig rücksichtsvoll – Klumphand bezeichnet, ist eine angeborene skelettale Fehlbildung, bei der der Radius (die „Speiche“) im Unterarm entweder fehlt oder unterentwickelt ist. Dies kann zu einem verkürzten Unterarm, einer Handdeformität und einem eingeschränkten möglichen Bewegungsumfang im betroffenen Arm führen.

Siehe dazu unseren Abschnitt über Radiusaplasien.

Andere (Organ-) Anomalien

Obwohl das Syndrom hauptsächlich durch Blut- und skelettale Abnormalitäten gekennzeichnet ist, können verschiedene weitere Anomalien auftreten. Mit dem TAR-Syndrom in Verbindung stehen unter anderem:

Herz:

Einige Menschen mit TAR-Syndrom haben angeborene Herzfehler. Diese können strukturelle Probleme des Herzens umfassen, wie zum Beispiel Vorhof- oder Ventrikelseptumdefekte.

Nieren:

Nierenanomalien wurden in einigen Fällen von TAR-Syndrom berichtet. Diese können strukturelle Abnormalitäten der Nieren umfassen.

Gastrointestinale Unregelmäßigkeiten

Gelegentlich leiden Menschen mit TAR-Syndrom an gastrointestinalen Problemen / Probleme mit der Funktion des Verdauungssystems.

Genitale Anomalien:

In einigen Fällen können genitale Anomalien auftreten. Diese können anatomische Unterschiede in den Fortpflanzungsorganen beinhalten.

Hüftdysplasie:

Hüftdysplasien sind eine Erkrankung, die durch abnormale Entwicklung oder Instabilität des Hüftgelenks gekennzeichnet ist. Bei Hüftdysplasie passen die Kugel und die Pfanne des Hüftgelenks nicht richtig zusammen, was zu potenziellen Problemen wie Schmerzen, Schwierigkeiten beim Gehen und in schweren Fällen Arthritis führen kann. Diese Erkrankung kann von Geburt an vorhanden sein oder sich später im Leben entwickeln. Sie kann verschiedene Behandlungen erfordern, von Lebensstilanpassungen bis hin zu chirurgischen Eingriffen, abhängig von der Schwere der Erkrankung.

Die frühzeitige Behandlung von Hüftdysplasien ist weithin als vorteilhaft für die Verhinderung langfristiger Komplikationen anerkannt.

Der Erfolg der Behandlung hängt von Faktoren wie der Schwere, dem Alter bei der Diagnose bzw. Behandlung und der Art der gewählten Intervention ab. Die frühzeitige Erkennung durch Routineuntersuchungen, besonders bei Säuglingen, kann eine rechtzeitige Intervention ermöglichen und die Prognose bei Hüftdysplasie erheblich verbessern.

Quellen und Veröffentlichungen

English speaking Facebook group for TAR Syndrome.

English speaking Facebook group for children with Radial Aplasia, not only related to TAR Syndrome but other syndromes and isolated cases as well. Excellent source for information on experiences with Ulnarization at both Dr. Paley and Dr. Standard.

Patient information site on TAR syndrome (or TARS) for connecting with other families affected and finding out more information.

German site from patients for patients, explaining main facts about TAR syndrome.

German Facebook site for TAR syndrome.

Prof. Harald Schulze is doing research on TAR Syndrome and has published his research in papers.

DOI: 10.1055/a-2088-1801 Hämostaseologie 2023; 43(04): 252 - 260

Petit F, Boussion S. Thrombocytopenia Absent Radius Syndrome. 2009 Dec 8 [Updated 2023 Nov 2]. In: Adam MP, Feldman J, Mirzaa GM, et al., editors. GeneReviews® [Internet]. Seattle (WA): University of Washington, Seattle; 1993-2023. Available from: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK23758/

A comprehensive description of TAR Syndrome.

Al Kaissi, A., Girsch, W., Kenis, V., Melchenko, E., Ben Ghachem, M., Pospischill, R., Klaushofer, K., Grill, F. and Ganger, R. (2015), TAR Syndrome. Orthopaedic Surgery, 7: 50-56. https://doi.org/10.1111/os.12157